Mittwoch, 19. September 2012

ICH HABS ECHT GETAAAAAN! :o

Das wird glaube ich der kürzeste Blogeintrag, den ihr je von mir lesen werdet :D
Und was ich euch mitteilen will ist: Ich habe es getaaaaan :D
Ich habe Cuy gegessen :o
Einige von euch werden sich jetzt sicherlich fragen, was das denn bitte sein soll - hier die Erklärung:
Cuy ist ein peruanisches Nationalgericht, also sehr typisch für hier. Und es ist: Meerschweinchen!
Als ich - noch in Deutschland - davon gehört habe, habe ich mir vorgenommen, das zu probieren. Und als ich dann hier total oft gefragt wurde, ob ich denn schon "Cuy" probiert hätte und ich jedes mal verneinen musste, wurde der Plan in die Tat umgesetzt.
Hier ist das Meerschweinchen nämlich kein Haustier und immer, wenn ich erzähle, dass Meerschweinchen in Deutschland Haustiere sind, werde ich ganz ungläubig angeschaut.
An einem Sonntag Mittag gings dann also mit meiner Gastfamilie in ein Restaurant und kurz darauf lag es auch schon auf meinem Teller.
Aber seht selbst:
 
davor ...
 
Das Fleisch hat eigentlich gar nicht so schlecht geschmeckt, wenn man für einen Augenblick vergessen hatte, was man da auf seinem Teller hat :D
Jedoch ist da echt nicht so viel Fleisch dran (Zitat vom Onkel: "Du musst die Rippen abnagen!" - Nein danke :D).
Fazit: Einmal probieren muss man es, aber es ist echt schwierig zu essen und im Endeffekt hat man wenig Fleisch (es sei denn man nagt wirklich alles ab, wie es hier anscheinend einige tun ;) )
 
... danach
 
P.S. Wer sich jetzt ekelt und sich irgendwelche Vorurteile über die peruanische Küche zurechtlegt: Überlegt mal, was wir in Deutschland teilweise für eklige Dinge haben (Blutwurst und Co).
Andere Länder, andere Sitten! ;)

Donnerstag, 6. September 2012

Dann geh'n wir wieder hoch, dann geh'n wir wieder runter, dann geh'n wir wieder hoch und dann geh'n wir wieder runter ...

Das beschreibt wohl ziemlich gut mein letztes Wochenende.
Da am Donnerstag Feiertag war und am Freitag dann eine Art Brückentag, hatten wir ein verlängertes Wochenende – und das haben wir natürlich genutzt.
Wir waren drei Tage wandern im Cañon del Colca, der zweittiefsten Schlucht der Welt (um einiges tiefer als der Grand Canyon). Neben dem Cañon del Colca (Colca-Schlucht) gibt es noch das Valle del Colca (Colca-Tal), das vor allem zu landwirtschaftlichen Zwecken genutzt wird.
Da man uns mehrfach davon abgeraten hat, den Cañon auf eigene Faust zu erkunden, haben wir uns entschieden, eine organisierte Tour mitzumachen.

Am Freitag um 2.40 Uhr morgens gings mit dem Taxi ins Zentrum Arequipas und von dort mit dem Bus weiter.
Nach einem kleinen Zwischenstopp in Chivay mit Frühstück gings weiter zum Cruz del Cóndor, einem Aussichtspunkt, der den perfekten Blick auf die Kondore bietet, die täglich die erste schwache Morgenthermik zwischen acht und zehn Uhr nutzen, um am Rand des Cañons zu kreisen.
Dort erwarteten uns bereits jede Menge Touristen, die alle einen Blick auf einen Kondor erhaschen wollten.
Als gegen halb 9 der erste Kondor kam, ging ein Raunen durch die Menge und die Kameras wurden gezückt. Anfangs musste man noch kräftig zoomen, da die Kondore weit weg waren, doch gegen neun sind sie dann direkt über uns gekreist. Das war echt richtig eindrucksvoll – Kondore haben nämlich eine Flügelspannweite von bis zu 3,50m.
Man konnte fast den Eindruck bekommen, sie seien darauf trainiert, den Touris eine Attraktion zu bieten. Aber nein – sie leben in freier Wildbahn und kreisen eben täglich um dieselbe Uhrzeit am selben Ort herum.
Wir hatten richtig Glück, manchmal kommen nur wenig Kondore, die weit weg bleiben, aber am Freitag haben sich ganze 13 Kondore blicken lassen und zwar wirklich direkt über uns.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Ich war so fasziniert, dass ich ganz vergessen hatte, noch aufs Klo zu gehen. Das stellte sich als Fehler heraus, denn nach kurzer Weiterfahrt wurden wir mitten im Nirgendwo in 3290m über dem Meeresspiegel aus dem Bus geworfen und sind losgelaufen – weit und breit kein Plätzchen, an dem ich mich hätte erleichtern können :D
Die erste Etappe bestand aus einem dreistündigen Abstieg (knappe 1300 Höhenmeter ziemlich steil im Zick-Zack bergab), der in San Juan de Chucco, einem kleinen Dörfchen, endete. Unten angekommen haben mir dann etwas die Beine gezittert :D
Zum Glück haben wir eine Pause gemacht, denn es gab Mittagessen.
Gestärkt ging es danach weiter – eine Stunde bergauf.
 
Vamos - los gehts!

 
das Dorf am linken Bildrand war unser erstes Etappenziel (dazu mussten wir aber erstmal auf die andere Seite der Schlucht, also 3 Stunden Abstieg und eine Stunde Aufstieg)

unten angekommen ...
San Juan de Chucco - dort haben wir unser erstes Mittagessen bekommen

Ziemlich fertig kamen wir dann am ersten Etappenziel, dem Dörfchen Cosñirhua, an. Dort haben wir die erste Nacht bei einer Familie verbracht, die ein paar Zimmer für Wanderer haben. Gekocht wurde in einer kleinen Küche, in der Meerschweinchen auf dem Boden herumgerannt sind (nein, die Peruaner haben ihre Haustiere nicht in der Küche – Meerschweinchen werden hier gegessen). Die Unterkunft glich einer alten Farm, aber es war echt gemütlich.
 
unsere Unterkunft in Cosñirhua
das Dörfchen
Am nächsten Morgen ging es gegen neun Uhr weiter. Der zweite Tag war total entspannend :)
Es ging eine Stunde mehr oder weniger eben voran (laut unserem Guide „peruvian flat“ – das peruanische Flach, also im Schnitt weder hoch noch runter, aber eben auch nicht ganz flach. Für die Mathefreaks ein Stichwort: Sinuskurve :D) und dann noch eine Stunde runter. Und dann waren wir auch schon da – im Paradies :)
Das zweite Etappenziel war Sangalle, eine Oase mitten im Cañon.
Wir hatten einen kleinen Bungalow und es gab einen Pool. Das Wasser im Pool kam, wie auch das Wasser aus den Duschen, von einem nahegelegenen Wasserfall und war dementsprechend nicht wirklich warm. Bei der Hitze, die mittags im Cañon herrscht, war das aber eine willkommene Erfrischung.

 



































Der Pool wurde also den Mittag über natürlich ausgiebig genutzt und neben einem Volleyballspiel haben wir uns vor allem ausgeruht (was für den nächsten Tag auch dringend nötig war!).
Abends haben wir dem Guide beim Kochen geholfen (die Guides bekochen ihre Gruppen immer selbst) und konnten so von einem anderen Guide etwas Schokopudding abstauben – ich bin mir sicher, dass mir das die nötige Energie für den kommenden Tag gegeben hat :D
Nach dem Essen sind wir dann auch bald ins Bett, denn erstens gibt es in Sangalle keinen Strom, wir mussten uns also mit der Taschenlampe weiterhelfen und zweitens gings am nächsten Tag bereits um 5 Uhr morgens los.
Ihr fragt euch jetzt vielleicht, warum so früh. Die Erklärung ist ganz einfach: Die dritte Etappe bestand aus einem etwa dreistündigen Aufstieg! Und das Ziel ist, vor der Sonne oben anzukommen. Denn in der Sonne wird es schnell unerträglich heiß und der Berg bietet fast keinen Schatten.
Diese dritte Etappe war die, vor der ich die ganze Zeit Angst hatte :D
Nachdem wir ja am ersten Tag 1300 Höhenmeter abgestiegen sind und den Aufstieg der dann noch folgte am zweiten Tag wieder abgestiegen sind, lagen am Sonntag 1300 Höhenmeter im Zick-Zack steil bergauf vor uns.
Es gab auch die Möglichkeit, diesen Aufstieg auf dem Rücken eines Maultiers zu machen, aber dazu war mein Ehrgeiz dann doch zu groß (und nachdem ich gesehen habe, wie wackelig manche Leute auf diesen Tieren saßen, wie stur manche Maultiere sind und wie die Maultiere die Kurven nehmen, war ich heilfroh, dass ich auf meinen eigenen Füßen stand).
 
Der Aufstieg begann im Mondschein ...
... was uns einen tollen Blick auf die aufgehende Sonne ermöglichte

immer weiter, immer weiter :D

Der Aufstieg war zwar echt hart, aber das Gefühl, oben angekommen zu sein und ALLES alleine geschafft zu haben, war genial! Und dann noch die ersten Sonnenstrahlen auf der Haut zu spüren – ein Traum :)

GESCHAFFT! - im wahrsten Sinne des Wortes :)

unsere Gruppe
Nach einem kurzen Päuschen ging es weiter nach Cabanaconde, einem weiteren Dörfchen im Cañon. Dort gab es Frühstück. Außerdem endete die Tour dort, denn von dort ging es mit dem Bus zurück nach Arequipa.

Cabanaconde
Mit fünf Zwischenstopps – dem ersten bei einem Schwimmbad mit Wasser aus Thermalquellen (das heiße Wasser war für die strapazierten Muskeln total entspannend), dem zweiten zum Mittagessen in Chivay (ein riesiges Buffet mit vielen typischen Gerichten. Es gab wirklich ALLES! Von Suppe über Eintopf, verschiedene Beilagen, verschiedene Fleischsorten, wie Alpaka oder Meerschweinchen, Salaten bis hin zum Nachtisch – da waren die Pfunde, die man während der Tour abgewandert hat schnell wieder drauf :D).
 
Der dritte Zwischenstopp war an einem Aussichtspunkt, von dem aus man einen wundervollen Blick auf die Terrassen im Valle del Colca hatte. Die Terrassenbauweise ermöglicht es den Menschen, auch noch in dieser Höhe (über 3000m), Dinge wie Kartoffeln oder Reis anzubauen, da sich die Wärme an den Wänden der Terrassen aufstaut und so nicht verloren geht. Dies wurde bereits von den Inkas genutzt.

Die Terrassen-Bauweise


Der vierte Stopp war dann auf dem höchsten Punkt im Colca – auf 4910m. Dort konnte man ganz viele Männchen aus Stein sehen. Diese werden von den Touristen gebaut und sollen – wenn sie stehen bleiben – Glück für die nächste Reise bringen. Wir haben natürlich auch gleich eins gebaut :)
 
viele, viele Steinmännchen ...
... und unser Steinmännchen :)
hoch hinaus - ich auf 4910m üNN
Der letzte Stopp war dann bei einer Lama- und Alpaka-Herde und dann waren wir auch schon wieder in Arequipa.

die Lama- & Alpakaherde im Hintergrund

Was mir noch zu sagen bleibt:

Danke an meine Sprachkenntnis!
Wir waren zu siebt unterwegs – zwei Schweden, zwei Iren, Lara, ich und unser Guide. Die Sprache in der Gruppe war Englisch. Und glaubt mir, ich war erschrocken, wie schlecht mein Englisch inzwischen ist. Einmal war ich der festen Überzeugung, Englisch zu reden. An den Blicken der anderen konnte ich aber erkennen, dass das nicht der Fall war. Ich hatte die ganze Zeit Spanisch geredet :D
Und als ich gefragt wurde, wie alt ich denn sei, habe ich spontan mit "thirtyeight" (achtunddreißig)geantwortet :D
Am Ende unserer Tour hat das dann zum Glück wieder besser geklappt :)

Danke an meine innere Uhr, die mich nicht im Stich lässt, wenn es mein Wecker tut.
Wir mussten am Sonntag ja früh raus. Leider war mein Wecker um diese Uhrzeit wohl noch zu müde um zu klingeln. Jedoch bin ich wie durch ein Wunder sechs Minuten nachdem er eigentlich hätte klingeln sollen aufgewacht :)

Danke an meine Taschenlampe, die in Sangalle auf einmal einen Wackelkontakt bekommen hat (was nach den Gruselgeschichten, die unser Guide erzählt hatte nicht gerade zu meiner Beruhigung beitrug :D).

Danke an Luis unseren Guide, der uns immer sehr lecker bekocht hat. Außerdem hat er uns richtig viel über das Leben im Cañon erzählt – sowohl Flora und Fauna als auch über das Leben der Menschen und die Probleme dieser. Es war also auf jeden Fall eine gute Entscheidung, den Cañon mit einer organisierten Tour zu erkunden – es war viel entspannter, den man musste sich um nichts kümmern, hat neue Leute kennengelernt und nebenbei noch viele Informationen erhalten. Und viel teurer als es uns alleine gekostet hätte war es auch nicht.

Danke an alle Verkäufer im Cañon für die überteuerten Preise (halber Liter Wasser für 5 Soles statt normal 1 Sol  - okay, man muss das ganze Zeug ja auch erstmal irgendwie da runterbringen, aber glaich 5mal so teuer?!)

Und danke an meine Füße, die mich das Wochenende über getragen haben :)
 
Zum Schluss noch ein paar Bilder:
 

unsere treuen Begleiter :)

die weißen Punkte sind kleine Tierchen und das rote ist deren Blut - aus diesem Blut werden z.T. Kosmetikprodukte wie Lippenstift hergestellt, außerdem nutzen es die Bewohner der Schlucht, um ihre Körper bei traditionellen Festen zu bemalen
 
 


aus dieser Pflanze wird Tequila hergestellt :)
ein kleines Dorf

bis vor einigen Jahren waren noch alle Dächer aus diesem Gras - jetzt wird mehr und mehr Wellblech verwendet, da es länger hält (der Nachteil: In der Regenzeit ist es in den Häusern verdammt laut)


 
so sahen unsere Wege aus :)

eine Frau in einer typischen Tracht mit einem Lama





 

die Bewohner der Schlucht gehen diesen Weg mehrmals die Woche mit ihren Maultieren hoch, um Dinge zu transportieren - so bleibt man fit :P
 
Auch die Schlucht ist von der globalen Erwärmung betroffen, es wird dort immer trockener und die Wasserreserven reichen oft nicht bis zur nächsten Regenzeit


Luis, unser Guide

diesen Weg mussten wir hoch...
 
Inzwischen haben sich auch meine Muskeln wieder erholt und ich bin wieder fleißig am Arbeiten.

Saludos desde Arequipa (Grüße aus Arequipa),
eure Anne