Samstag, 1. Dezember 2012

Ya tengo mi hijita... (Ich habe schon eine kleine Tochter)

Stellt euch mal ein 18-jähriges Mädchen in Deutschland vor, an was denkt ihr? Was macht sie in ihrer Freizeit? Wie lebt sie?
Sie ist wohl gerade mit der Schule fertig und beginnt ihr Studium, oder sie macht eine Ausbildung. Den Führerschein hat sie vielleicht auch schon. Und in der Freizeit trifft sie sich mit ihren Freunden. Sie genießt einfach ihr Leben.
So oder so ähnlich werden eure Gedanken wohl gewesen sein.

 Dieses Bild eines 18-jährigen Mädchens trifft leider hier in Peru nicht immer zu. Vor allem in den ärmeren Bevölkerungsschichten ist die Realität leider oft eine ganz andere.

Ich möchte euch heute jemanden vorstellen, der mich sehr zum Nachdenken gebracht hat.
Ihr Name ist Soledad, sie ist 18 Jahre alt und ihre Realität entspricht ganz und gar nicht den oben genannten Vorstellungen.

 Soledad war vor etwa 2 ½ Jahren, als sie gerade 16 geworden ist, sehr verliebt. Sie wollte für immer mit diesem Jungen zusammen sein und ist deshalb mit ihm von zuhause abgehauen. „Jugendlicher Leichtsinn“, „Dummheit“, etc., solche Gedanken kommen jetzt vielleicht einigen von euch. Doch so leicht ist das alles nicht zu erklären. In den ärmeren Bevölkerungsschichten fehlt es vielen Jugendlichen, vor allem Mädchen, an Zuneigung und Liebe. Zuhause müssen sie viel arbeiten und die Eltern geben ihnen selten das Gefühl, dass sie geliebt werden. Wenn dann ein Junge in ihr Leben tritt, der sie wirklich zu mögen scheint und ihr die Zuneigung gibt, die sie so vermisst, dann ist sie einfach glücklich. In den Telenovelas (davon gibt es hier einige) wird ja auch immer gezeigt, wie zwei sich treffen, sich verlieben und auf rosa Wolken schweben. Da trifft dann wohl etwas jugendlicher Leichtsinn auf den Wunsch nach Geborgenheit und das Verlangen, geliebt zu werden. Dazu kommt noch das beschönigte, realitätsfremde Bild, welches die Medien vermitteln und schon ist es passiert: Das Mädchen verliebt sich in den vermeintlichen Traummann und das vermeintlich tolle Leben mit ihm.
Da Sexualität in der ärmeren Bevölkerung Perus noch immer eher ein Tabuthema ist, wird selten verhütet. Außerdem gibt es viele Menschen, die gegen Verhütung sind.
Und dann ist es auch schon passiert, aus einem verlieben Schweben auf rosa Wolken wird bitterer Ernst.

So war es auch bei Soledad. Nach ca. einem Monat hat der „Traummann“ sie verlassen und sie kehrte nach Hause zurück. Bald musste sie jedoch feststellen, dass sie schwanger war.
Heute ist Soledad 18 Jahre alt und hat ein kleines Töchterchen. Der Vater besucht sie zwar ab und zu, kümmert sich aber nicht wirklich um die Kleine.

Vor einigen Wochen hatte ich ein sehr bewegendes Gespräch mit Soledad.
Hier einige Fragen oder Aussagen, die mir im Gedächtnis geblieben sind:

 Ich habe Soledad gefragt, ob sie zur Schule geht. Ihre Antwort war: „No puedo, ya tengo mi hijita.“ (Ich kann nicht, ich habe schon eine kleine Tochter.) Sie hat sich also durch den Traum von einer glücklichen Familie ihre Zukunft verbaut. Sie kann nichtmehr zur Schule gehen, da sie auf ihre Tochter aufpassen muss. Ihre Mutter unterstützt sie zwar, aber sie muss viel arbeiten, um ihre Familie ernähren zu können. Deshalb muss Soledad sich allein um ihr Kind kümmern.
Soledad hat ihr ganzes Leben in Arequipa verbracht, sie hat die Stadt noch nie verlassen. Das hat mich sehr bewegt. Ich habe mit meinen 18 Jahren schon viel von der Welt gesehen und bin schon als Kind mit meinen Eltern gereist. Da wurde mir wieder einmal mehr bewusst, wie dankbar ich für meine Kindheit und mein Leben sein kann. Wir haben doch alles, was man braucht! Und trotzdem beschweren wir uns über so viel.

 Als dann Deutschland zum Gesprächsthema wurde, hat sich schnell gezeigt, welches Bild Soledad von Deutschland hat. Es fielen Sätze wie: „Du hast bestimmt viel Geld, denn in Deutschland sind ja alle Menschen so reich wie die Millionäre hier in Peru.“ Diesem Vorurteil des reichen Weißen begegne ich hier oft. Die Kinder fragen mich z.B. häufig, ob ich ihnen einen Haargummi schenken oder ein Eis kaufen kann. Aber klar, wenn man um die halbe Welt reisen kann muss man ja auch Geld haben. Außerdem hat die Entwicklungspolitik der letzten Jahre da leider auch ihren Teil dazu beigetragen. Viele Projekte wurden ohne jegliche Mitarbeit oder Beteiligung der Menschen vor Ort gestartet und alles Geld kam aus Deutschland – klar, dass sich so das Bild des reichen Deutschen oder des reichen Europäers einprägt.

 Aber auch andere Sätze über Deutschland sind mir im Gedächtnis geblieben, einige davon haben mich im ersten Moment sogar zum Schmunzeln gebracht. Aber woher soll sie das alles denn auch wissen, sie kennt ja nur Arequipa. Soledad fragte z.B., ob sie, wenn sie nach Deutschland geht, auch weiß werde. Außerdem fragte sie, ob alle Deutschen blond seien und ob wir denn alle so groß seien (sie ist knappe 1,50m groß). Dann wollte sie noch wissen, welche Sprache in Deutschland gesprochen wird und als ich ihr dann einen Satz auf Deutsch gesagt habe, hat sie mich fast ausgelacht und gemeint, dass sich das lustig anhört.

 Dann hat sie noch etwas gesagt, was mich sehr bewegt hat. Sie meinte, dass alle Freiwilligen, die aus Deutschland nach Arequipa kommen, zwar groß seien, aber ihr viel jünger vorkommen als sie selbst.
Und vermutlich hat sie auch Recht. Sie musste auf einmal erwachsen sein, denn sie stand ja nahezu alleine mit einem Baby da. Der tägliche Kampf um Essen und Trinken, das lässt einen reifen – man geht nicht einfach an den Kühlschrank und holt sich, worauf man Lust hat. Nein, man muss hart arbeiten, um die Familie ernähren zu können, viele Menschen haben hier sogar mehrere Jobs, um über die Runden zu kommen.

Ich habe viel über dieses Gespräch nachgedacht und was geblieben ist, ist vor allem eine tiefe Dankbarkeit für die behütete, sorgenfreie Kindheit und Jugend, die ich erleben durfte. 

Ich möchte hier nicht euer Mitleid für die Menschen in Peru erregen. Im Gegenteil! Die Menschen in La Mansión freuen sich über die kleinen Dinge im Leben und sind glücklich, wenn sie das haben, was sie zum Leben brauchen.


Für die bevorstehende Vorweihnachtszeit wünsche ich euch genau das! Nehmt euch Zeit für die kleinen Dinge im Leben. Wenn euch einfach wieder mal alles über den Kopf wächst und ihr euch über alles und jeden beschwert, dann haltet inne und denkt darüber nach, was ihr den alles habt. Und ich finde man kann echt von Glück reden, wenn man sich nicht jeden Tag Gedanken darüber machen muss, wie man an die Lebensmittel für den nächsten Tag kommt oder womit man den Arztbesuch, den das Kind so dringend braucht, bezahlen kann. Ich möchte hiermit nicht sagen, dass es in Deutschland kein Unglück gibt und ihr kein Recht darauf habt, unglücklich zu sein oder einfach mal über alles und jeden zu motzen. Aber wenn man lernt, die kleinen Dinge zu schätzen, geht vieles einfacher.

 

Eine schöne Vorweihnachtszeit und viele Grüße aus Arequipa!

 

P.S. Für mich ist Weihnachten dieses Jahr ganz anders. Es ist eben doch ein komisches Gefühl, im T-Shirt an Plastikweihnachtsbäumen vorbeizulaufen.  :)
Aber ich habe mir eine Playlist mit Weihnachtsliedern zusammengestellt und von Lara einen Adventskalender bekommen, da kommt zumindest ein kleines bisschen Weihnachtsstimmung auf.

Freitag, 23. November 2012

Changes in my work :)

Ich habe in dem Eintrag nach Edis Besuch ja schon etwas angedeutet und jetzt kann ich endlich sagen, dass es druckreif ist :)
Ich darf in La Mansión an der Schule unterrichten!!!

Viele fragen sich jetzt bestimmt, was das zu bedeuten hat. Und um euch das alles zu erklären, muss ich etwas weiter ausholen:
Während meiner Schulzeit am Robert-Bosch-Gymnasium in Langenau (RBG) habe ich mich in der SMV engagiert. Auf diesem Weg habe ich das Projekt, in dem ich momentan arbeite, kennengelernt.  Angefangen hat das Projekt in La Mansión, damals hatte das RBG eine Schulpartnerschaft mit der Schule in La Mansión und der Comedor war in die Schule integriert. Jedoch gab es damals Probleme mit dem Direktor der Schule, weshalb der Comedor aus der Schule ausgegliedert wurde und letztendlich auch die Schulpartnerschaft zwischen dem RBG und der Schule in La Mansión gekündigt werden musste. Das hat mich damals sehr traurig gemacht, da die SMV des RBG - und ich selbst damit natürlich auch - viel Zeit und Mühe in die Partnerschaft gesteckt hat.
Nun kann ich glücklich sagen, dass wieder eine Annäherung an die Schule stattfindet. Doch wie kam das?

Seit ca. 3 Monaten ist ein neuer Direktor an der Schule in La Mansión. Er ist sehr engagiert und wünscht sich, dass das Projekt wieder an die Schule zurückkehrt. Wir wollen jetzt natürlich nichts überstürzen und erstmal schauen, wie die Lage an der Schule in La Mansión aussieht. Deshalb werde ich bis Weihnachten, also bis Ende des Schuljahres (das Schuljahr geht in Peru von März bis Dezember, Sommerferien sind im Januar und im Februar), einen Tag dort unterrichten. Jeden Montag unterrichte ich die Klassen 4 und 6 in Englisch.
Jetzt fragt ihr euch bestimmt, warum gerade die Klassen 4 und 6. Und mit der Antwort kommt der etwas kompliziertere Teil: Der ehemalige Direktor hatte natürlich seine Freunde in der Lehrerschaft und das macht es nicht gerade einfacher. Da ich nur einen Tag an der Schule bin, wollte ich mit zwei Klassen anfangen. Eigentlich sollte das die 5. Und 6. Klasse sein. Jedoch ist der Lehrer der 5. Klasse nicht so begeistert vom Projekt. Im Gegensatz dazu sind die Lehrerinnen der 4. und der 6. Klasse beide sehr engagiert und möchten, dass ihre Schüler Englischunterricht bekommen.
Deshalb hat der Direktor mich gebeten, nur die Klassen 4 und 6 zu unterrichten.

Meine Aufgabe an der Schule besteht neben dem Unterrichten jetzt auch darin, die Lage abzuchecken. Je nachdem wie ich aufgenommen werde und wie ich die Stimmung an der Schule wahrnehme, kann es sein, dass ich ab März, also ab nächstem Schuljahr alle Klassen in La Mansión unterrichte, also ein Freiwilliger an die Schule zurückkehrt. Das wäre super :)

Am letzten Sonntag war ich dann zum Geburtstag der Schule eingeladen (Ja, man feiert hier wirklich fast alles – den Geburtstag des Viertels, der Stadt, des Landes, der Schule, etc. :D). Es war echt schön, die Kinder haben traditionelle Tänze getanzt und hatten wunderschöne Kleidung an – und ich habe es einfach genossen in La Mansión an der Schule sein zu dürfen.


 

Donnerstag, 15. November 2012

Am Titicacasee ...

(Dieser Eintrag sollte eigentlich schon letzte Woche kommen, aber mein Magen hat mal wieder rebelliert, deshalb bekommt ihr die Infos etwas später. Aber besser spät als nie ;) )
 
Dank Feiertag am Donnerstag (1.11.) hatten wir letzte Woche vier Tage Wochenende – hay que aprovecharlo, das muss man nutzen!
Um es auch wirklich ausgiebig nutzen zu können, haben wir uns auch noch den Montag freigenommen und dann konnte es auch schon losgehen.
Lara und ich haben uns unseren Gastbruder Dennys geschnappt und am Donnerstag hieß es dann: Auf nach Puno an den Titicacasee!
Nach sechs Stunden Busfahrt erwartete uns aber gleich der erste Schock: Es war verdammt kalt und regnete! Zum Glück wurden wir vorgewarnt und hatten warme Kleidung dabei – also zwei Pullis, dicke Jacke, Schal, Wollsocken und Handschuhe an, Kapuze auf und los ging die erste Stadterkundung. Da kamen in mit schon ein bisschen Herbst- bzw. Wintergefühle auf, und das obwohl wir uns gerade auf den peruanischen Sommer zubewegen :D
"Nehmt warme Kleidung mit" - diesen Rat bekamen wir zum Glück im Voraus öfter zu hören.
Ich musste schnell feststellen, dass Puno nicht gerade die schönste Stadt Perus ist – um ehrlich zu sein, finde ich sie ziemlich einfarbig und trist. Außerdem gibt es sehr wenig zu sehen, nur die Lage ist perfekt – eben direkt am Titicacasee. Damit dient Puno als Ausgangspunkt für Touren zu den Inseln im peruanischen Teil des Sees (Ein Teil des Titicacasees gehört zu Peru, der andere zu Bolivien.)
Am Freitag hieß es dennoch: Puno erkunden!
Los gings mit der Plaza de Armas und dem Hafen.
Die Plaza de Armas mit der Kathedrale
 
Puno
Danach haben wir noch einen Aussichtspunkt erklommen. Auch wenn ich hier in Arequipa schon etwas an Höhe gewohnt bin, habe ich da doch noch einmal den Unterschied gespürt: Puno liegt auf stolzen 3.800 m über dem Meeresspiegel.

Lara, Dennys und ich am Aussichtspunkt
von dort oben hatte man eine gute Aussicht über die ganze Stadt
Und nicht nur die Luft ist in dieser Höhe anders, auch die Sonne – die hab ich total unterschätzt. Obwohl sie nie richtig stark gescheint hat, habe ich einen meeeeeega Sonnenbrand bekommen. Wer denkt denn bei all den Warnungen vor Punos Kälte an Sonnencreme & -mütze?! :o
Nach ein paar Tagen habe ich mich dann richtig schön geschält und wurde regelmäßig deshalb verarscht (als ob es nicht schon genug Strafe war, dass mein Gesicht wie verrückt gebrannt hat. :D). Das hat auch nicht aufgehört, als die Haut dann ab war: Da kamen dann nämlich rote Stellen darunter zum Vorschein, was mir Kommentare wie „Hast du dich geschlägert?“ oder „Bist du gegen eine Tür gerannt?“ eingebracht hat :D


Ein halber Tag reicht echt aus, um Puno zu erkunden (ich sage euch doch, dass die Stadt an sich nicht soo sehenswert ist ;) ), deshalb haben wir beschlossen uns mittags auf Prä-Inka-Spuren zu begeben. Es ging 45min im Bus nach Sillustani, dort kann man Grabtürme aus der Prä-Inka-Zeit besichtigen.
 
 
Dieser Ort hat etwas mysthisch-beruhigendes aber mir ist es noch immer ein Rätsel, wie die Grabtürme konstruiert wurden – denn die Steine sind verdammt schwer. Auf die Frage, warum die Türme die im Laufe der Jahrhunderte zerstört wurden, nicht repariert werde, antwortete unser Guide: “Weil sie Tonnen wiegen.”

Am Samstag gings dann auf den See – 2 Tage auf dem weltweit am höchsten gegelenen schiffbaren See. Wir haben eine 2-Tages-Tour gebucht, um möglichst viel zu sehen und um 8 Uhr morgens gings dann los.
Unser erster Stopp waren die Islas Flotantes los Uros. Das sind viele einzelne schwimmende Inseln ca. 45min von Puno entfernt, die mit einer Art Anker am Boden befestigt sind.
 
 
 









Es ist zwar total schön dort, aber ich muss leider sagen, dass ich mich ziemlich unwohl gefühlt habe. Mir war das ganze dort viel zu touristisch. Tagtäglich verlässt eine Armee von Schiffen den Hafen von Puno in Richtung der Uros. Dort fallen dann auf jeder Insel Touristenmassen ein, die von den Bewohnern fast in ihre Häuser gedrängt werden – man soll ja einen Eindruck vom Leben auf der Insel bekommen. Ich werde aber das Gefühl nicht los, dass das alles nur Show ist.
ein Inselbewohner erklärte uns, wie die Inseln gebaut werden
 


 
 
 
 
 
 
 
Im Reisefüherer wurde der Besuch treffend als "kurze Stippvisite mit dem Charakter eines Zoobesuchs" beschrieben.
Fazit: Schön aber sehr touristisch.
 
 
 
 
 

Nach dieser kurzen Stippvisite (man bleibt auch wirklich nur ca. eine halbe Stunde) ging es ca. 3h im Boot weiter zur Isla Amantani. Dort haben wir auch unsere Nacht verbracht – in einer Familie.
der Hafen von Amantani
Nach dem Mittagessen gings zum höchsten Punkt der Insel. Dort gibt es zwei Opferstätten, Pachamama und Pachatata. Diese werden noch immer jedes Jahr im Januar genutzt, jedoch heutzutage ohne Tieropfer. Von dort hatte man einen herrlichen Blick über Insel und See.


Natur pur
 
 
Aufstieg zum Opfertempel Pachatata
am Wegrand kann man Artesanias kaufen
Angekommen - der Opfertempel Pachatata
Nach dem Abendessen wurden wir dann in die typische Tracht der Insel gesteckt und los gings auf ein Fest. Das war vielleicht ein komischer Anblick – ein Haufen Touris, die in den typischen Klamotten zu typischer Musik im Kreis tanzen.
Lara & ich in traditioneller Tracht (und mit Sonnenbrand :D)














Am nächsten Morgen gings nach dem Frühstück weiter Richtung Taquile, einer weiteren Insel. Nach kurzer Bootfahrt sind wir auch schon angekommen und mussten wieder bis ganz hoch – denn dort ist der zentrale Platz der Insel.


Im Hintergrund seht ihr die Insel Amantani



Mercado de Artesanias auf Taquile




















Nach kurzem Aufenthalt auf Taquile gings dann auch wieder Richtung Festland.
 
Insgesamt war die Tour echt super. V.a. der Aufenthalt auf Amantani war das krasse Gegenteil zu meinem Leben in Arequipa. Hier ist es fast nie ruhig, immer hört man Menschen, Musik und v.a. Verkehrslärm – auf Amantani herrschte nachts absolute Stille, kein Auto, kein Geschrei, nichts. Man hatte teilweise echt das Gefühl, dass Zeit keine Rolle spielt – das war echt entspannend. Aber dort ist das Leben eben auch ganz anders, viel grundlagenorientierter. Es gibt z.B. keine Autos auf Amantani und auch kein Abwassersystem, nach dem Klogang schüttet man einfach etwas Wasser nach.
Warenransport auf Amantani
Unseren letzten Tag in Puno, den Montag, haben wir dann genutzt, um den Mercado de Artesanias zu besuchen, einen Markt mit vielen Produkten aus regionalen Materialien, also z.B. Pullover aus Alpaka- oder Lamawolle. Dieser Markt ist in Puno echt riesig! Da war es gar kein Problem, dass nicht alle Stände offen waren – sonst hätte Dennys sich nur zu Tode gelangweilt :D
Mercado de Artesanias in Puno



















Wir sind dann zufällig auf eine Prozession gestoßen. Das Wochenende war nämlich auch der Geburtstag der Stadt Puno (was wir erst vor Ort erfahren haben :D) und anlässlich dieser Feier wird jedes Jahr eine Legende nachgespielt. Dieser Legende zufolge soll der erste Inka nämlich aus dem Titicacasee gekommen sein und von dort aus sein Reich gegründet haben.

Ankunft des Inkas ...
... mit Gefolge
 

Danach gings dann im Bus wieder nach Hause & ein sehr schönes, langes Wochenende ging zuende.. :)
 
beliebtes Fortbwegungsmittel in Puno: Mototaxi
 

Montag, 29. Oktober 2012

Spanische Tage in Peru oder mein erster Besuch

Am letzten Samstag war es endlich so weit: Mein erster Besuch aus Deutschland stand an :)
Am Samstagabend gegen viertel vor elf standen Lara und ich am Flughafen um Edi abzuholen.
Edi ist ein Mitglied meiner Trägerorganisation in Deutschland, also der Organisation, die das Projekt, in dem ich hier arbeite, ins Leben gerufen hat. Jedes Jahr im Oktober besucht jemand von der Organisation die Freiwilligen, um zu schauen, wie es uns in den Projekten geht und wie die Projekte laufen.
Eigentlich wollten dieses Jahr drei kommen, aber aus beruflichen Gründen war es zwei leider doch nicht möglich (Anne, Stephanie – ihr habt echt was verpasst! ;D).
Somit kam Edi alleine und wir hatten spannende Tage zu dritt.
Hier deshalb eine kurze Zusammenfassung dessen, was wir gemeinsam erlebt haben:
Wir haben…
… Jose und Carmen, eine befreundetes, spanisches Paar, das mit ihrem kleinen Sohn für drei Jahre hier in Arequipa wohnt, besucht und mit ihnen Mittaggegessen.
… unsere Gastfamilie besucht und ein sehr interessantes Gespräch über mögliche Ideen für die Zukunft des Projekts in La Mansión (Comedor) geführt.
… einen Tag an der Schule verbracht, geredet und Edi mit den Kindern zusammen englische Lieder vorgesungen.
… unsere Mentorin besucht.
… einen Tag in La Mansión verbracht (das Viertel, in dem der Comedor liegt). Dort hatten wir eine sehr interessante Versammlung mit den Müttern, in der es v.a. auch um die Zukunft des Projektes ging, in der aber der Spaß durch Video-Aufzeichnungen und Witze nicht zu kurz kam ;). Außerdem hat uns eine Mutter nach Hause eingeladen, das war sehr schön. Und.. es gibt noch eine andere Neuigkeit, die aber noch nicht druckreif ist. Sobald sich das ändert, werdet ihr die ersten sein, die es erfahren ;)
Wir hatten viel Programm, aber echt spannende, lustige und sehr interessante Tage! Am Ende eines jeden Tages war ich aber immer sehr müde und wollte nur noch ins Bett. Wie ist es dann wohl Edi ergangen, der – Jetlag sei Dank – morgens schon um vier aufgewacht ist?
Danke für all deine Energie, superinteressante Gespräche und Begegnungen und dass du trotz Jetlag immer voll dabei warst ;)
Ihr habt euch jetzt bestimmt schon gefragt, warum diese Tage spanisch waren. Und um damit den Bogen zur Überschrift zu schlagen, werde ich euch das natürlich erklären:
Wer Edi kennt, weiß: Er ist Spanier. Und Spanier reden ja bekanntlich Spanisch. (Welch sinnvoller Satz :D) Etwas Sprachkunde: Hier in Südamerika wird das sogenannte „castellano“ gesprochen, in Spanien „Spanisch“. Der Unterschied? Da gibt es einige, die auffälligsten: Die Spanier sprechen ein „c“ meist wie das englische „th“ aus und auch der Wortschatz unterscheidet sich teilweise. Außerdem reden die Spanier gefühlt doppelt so schnell (kleiner Scherz am Rande Edi ;) ).
Nach drei Tagen ging für Edi die Reise weiter, wir haben ihn zum Flughafen gebracht und dann war er auch schon vorbei, mein erster Besuch hier in Peru.
 
Bienvenido, Edi! - Willkommen, Edi!
Lara und ich bei Jose, Carmen und ihrem Sohn.



mit Edi vor der Kathedrale


Lara, Edi, die Direktorin der Schule und ich
Lehrer unter sich (Edi ist auch Lehrer)


und bei der Versammlung im Comedor

Freitag, 12. Oktober 2012

Ein Monat Schule etwas anders, oder auch: Lehrerstreik in Peru

Ja, ihr lest richtig. Ich habe gerade einen Monat Streik hinter mir. Aber nein – nicht ich, sondern die Lehrer haben gestreikt.  In ganz Peru war nämlich „huelga nacional“, also landesweiter Streik und zwar „indefinida“, also zeitlich unbefristet. (Zur Info: Nicht nur die Lehrer haben gestreikt, sondern auch die Dozenten und die Administration an den staatlichen Universitäten und die Ärzte an staatlichen Krankenhäusern. Mein Gastonkel hat kürzlich gemeint, es fehlen nur noch die Bus- und Taxifahrer und dann wäre das Land lahmgelegt. :D)
Die Lehrergewerkschaft SUTEP protestierte damit gegen ein neues Lehrergesetz (ihrer Meinung nach sind ihre Verbesserungsborschläge nicht ausreichend in die Gesetzesvorlage der Bildungsministerin eingeflossen) und forderte eine sofortige Erhöhung der Löhne, die Beibehaltung der Vergütung der Unterrichtsvorbereitungs-Zeit und – damit verbunden – eine Erhöhung der Bildungsausgaben auf 6 Prozent des Bruttoinlandsprodukts außerdem z.B. noch kostenlose und hochwertige staatliche Schulen. Dazu müsst ihr wissen, dass die staatlichen Schulen hier in Peru einen sehr schlechten Ruf haben. Sie werden als sehr minderwertig angesehen und wer das Geld hat, schickt sein Kind auf eine private Schule. Aber eben nur, wer das Geld hat. Denn Privatschulen sind sehr teuer, somit bleibt den ärmeren Bevölkerungsschichten der Zugang zu guter Bildung verwehrt.
Das geplante Lehrergesetz „sieht eine Vereinheitlichung der verschiedenen Vertragsmodalitäten vor, in denen sich derzeit die Lehrerinnen und Lehrer befinden. So gibt es, je nach zum Zeitpunkt der Einstellung gültigem Recht, unterschiedliche Regelungen für Aufstieg und Bezahlung. Zudem werden – je nach angewandtem Recht – einmal nur die Dienstjahre, dann wieder spezielle Prüfungen, ein anderes Mal die Aus- oder Fortbildungen herangezogen, daneben existieren zahlreiche Mischregelungen. Durch das neue Lehrergesetz plant Bildungsministerin Patricia Salas eine Mischung, die allgemeine Gültigkeit haben soll.“ (http://www.infoamazonas.de/2012/10/01/peru-lehrergewerkschaft-sutep-seit-27-im-streik.html) Die Lehrergewerkschaft SUTEP wirft der Regierung jedoch vor, sie wolle damit nur Geld einsparen.

Begonnen hat der Streik dann am 5. September.
Und wenn die Lehrer streiken, müssen natürlich die Freiwilligen ran. :)
Natürlich haben die Schüler auch mitbekommen, dass die Lehrer streiken. Und wer geht schon zur Schule wenn die Lehrer nicht da sind? Die Antwort ist: Immerhin ein paar Kinder!
Da aber im Schnitt nur um die 15 bis 20 Kinder (von sonst über 50) gekommen sind, konnten wir keinen regulären Englischunterricht machen, also nicht groß Neues anfangen.
Es hieß also kreativ werden… Bisher gelerntes wiederholen; verschiedenste Spiele spielen; den Kindern beibringen, wie man Armbänder knüpft; Computer-Ag; Volleyball-Turniere auf dem Schulhof; Videos für unsere Partnerschule in Deutschland aufnehmen und vieles mehr.

Nebenher haben wir natürlich fleißig die Nachrichten verfolgt.
Der Streik hat sich folgendermaßen entwickelt:
Das Bildungsministerium hat den Streik für illegal erklärt und den Lehrerinnen und Lehrern mit Kündigungen gedroht.
Dennoch kam es dann Anfang Oktober zu ersten Gesprächen zwischen Gewerkschaftsvertretern und dem Bildungsministerium. Es gab wohl erste Annäherungen, jedoch erhält die Regierung ihre Drohung aufrecht.
Auch die Frage des Nachholens des verloren gegangenen Unterrichts wird besprochen, es steht die Idee im Raum, diesen im Januar (da wären normalerweise Sommerferien) nachzuholen.
Nach 27 Tagen Streik treten dann einige Lehrer in den Hungerstreik, man befürchtet eine zunehmende Radikalisierung des Streiks, die vor allem von dem radikalen Zweik der Gewerkschaft SUTEP angeführt wird.
Letztes Wochenende kam dann endlich die erhoffte Nachricht: Das Bildungsministerium hatte angekündigt, die Einkommenssituation der Lehrerinnen und Lehrer zu verbessern und der Streik wird beendet :)
„Man stehe weiter zu den Forderungen, sei aber dem Bitten von Eltern- und Schülervertretern nachgekommen, so SUTEP-Generalsekretär Renee Ramírez gegenüber dem Nachrichtensender RPP. Stärker wirkte aber wohl die Drohung des peruanischen Bildungsministeriums, das gestern angekündigt hatte, Lehrerinnen und Lehrer, die weiter streiken, für September und Oktober nicht zu bezahlen, sowie andere an ihrer Stelle einzustellen.“ (http://www.infoamazonas.de/2012/10/06/nach-einem-monat-perus-lehrer-beenden-streiks.html)
Jedoch streikt der radikale Zweig der Gewerkschaft weiter.

Am Dienstag waren dann endlich wieder alle Lehrer an der Schule. (Am Montag war Feiertag – einer von vielen hier im Land ;D)
Jetzt gilt es, den verpassten Unterricht wieder aufzuholen.
An meiner Schule sieht der Plan so aus: Es sind ca. 120 Stunden streikbedingt ausgefallen. Deshalb wird jetzt täglich zwei Stunden länger unterrichtet (wovon man bisher aber noch nichts bemerkt :D) und bis Ende Dezember wird wohl auch noch an ein paar Samstagen Unterricht stattfinden.
Damit müsste es eigentlich geschafft werden, wenn nicht, dann werden noch ein paar Tage in die eigentlichen Schulferien, also in den Monat Januar verlegt.
Ob der Plan so aufgeht wage ich zu bezweifeln, aber vamos a ver (wir werden sehen). ;)


Liebe Grüße aus Arequipa,

eure Anne

 
P.S. Noch eine kleine Geschichte zur allgemeinen Erheiterung:
Ich wurde kürzlich ich im Comedor von einem kleinen Jungen folgendes gefragt: „Señorita, en tu planeta también hay animales?“ (Señorita, gibt es auf deinem Planeten auch Tiere?) Worauf ein anderer mich ganz entgeistert gefragt hat: „Eres extraterrestre?“ (Bist du ein Außerirdischer?).
Da war die Erleichterung groß als ich lachend erklärt habe, dass ich zwar von einem anderen Kontinent, aber nicht von einem anderen Planeten komme. :)
 
Computer-AG
Die Kids sind einfach so kreativ, das ist echt bewundernswert! Hier haben sie sich aus einem Hüpfseil und einem Stück Holz eine Schaukel gebastelt.
Fußballspielen auf dem Schulhof
"Ochs am Berg"-Spielen, aber natürlich die englische Variante :D (man zählt ganz schnell auf zehn und dreht sich dann um)
Armbänder knüpfen
Seilspringen

Mittwoch, 19. September 2012

ICH HABS ECHT GETAAAAAN! :o

Das wird glaube ich der kürzeste Blogeintrag, den ihr je von mir lesen werdet :D
Und was ich euch mitteilen will ist: Ich habe es getaaaaan :D
Ich habe Cuy gegessen :o
Einige von euch werden sich jetzt sicherlich fragen, was das denn bitte sein soll - hier die Erklärung:
Cuy ist ein peruanisches Nationalgericht, also sehr typisch für hier. Und es ist: Meerschweinchen!
Als ich - noch in Deutschland - davon gehört habe, habe ich mir vorgenommen, das zu probieren. Und als ich dann hier total oft gefragt wurde, ob ich denn schon "Cuy" probiert hätte und ich jedes mal verneinen musste, wurde der Plan in die Tat umgesetzt.
Hier ist das Meerschweinchen nämlich kein Haustier und immer, wenn ich erzähle, dass Meerschweinchen in Deutschland Haustiere sind, werde ich ganz ungläubig angeschaut.
An einem Sonntag Mittag gings dann also mit meiner Gastfamilie in ein Restaurant und kurz darauf lag es auch schon auf meinem Teller.
Aber seht selbst:
 
davor ...
 
Das Fleisch hat eigentlich gar nicht so schlecht geschmeckt, wenn man für einen Augenblick vergessen hatte, was man da auf seinem Teller hat :D
Jedoch ist da echt nicht so viel Fleisch dran (Zitat vom Onkel: "Du musst die Rippen abnagen!" - Nein danke :D).
Fazit: Einmal probieren muss man es, aber es ist echt schwierig zu essen und im Endeffekt hat man wenig Fleisch (es sei denn man nagt wirklich alles ab, wie es hier anscheinend einige tun ;) )
 
... danach
 
P.S. Wer sich jetzt ekelt und sich irgendwelche Vorurteile über die peruanische Küche zurechtlegt: Überlegt mal, was wir in Deutschland teilweise für eklige Dinge haben (Blutwurst und Co).
Andere Länder, andere Sitten! ;)