Montag, 18. Februar 2013

"Ha llovido feo, feo!" (Heftige Regenfälle in Arequipa)

Wie fühlt es sich an, wenn man die Stadt, in der man wohnt, in gutem Zustand verlässt und sie bei seiner Rückkehr halb zerstört auffindet?
Ich habe genau das erlebt und ich glaube ihr könnt euch die Antwort denken.

Ich war von Mitte Januar bis Mitte Februar auf Reisen (dazu in einem anderen Blogeintrag mehr). Am 8.2. musste ich dann via Anruf erfahren, dass es in Arequipa sehr, sehr stark geregnet hat und einiges zerstört wurde. Erst dachte ich, dass das alles ja nicht so schlimm sei, es hat halt geregnet, aber als ich dann den Fernseher einschaltete und am nächsten Tag die Bilder in der Zeitung sah, wurde mir bewusst, wie stark der Regen gewesen sein musste.

 Es hat über vier Stunden lang richtig heftig geregnet (laut Zeitungsberichten bis zu 124m³ pro SEKUNDE!), die Straßen wurden zu Flüssen, Häuser – v.a. Keller (was hier sehr selten ist, wer einen Keller hatte, hatte jedoch Pech) – sind vollgelaufen, Autos wurden weggeschwemmt oder von der Wucht der Wassermassen umgedreht, ganze Straßen sind einfach weggebrochen.
Die Feuerwehr konnte den vielen Notrufen bei weitem nicht nachkommen.

Straßen glichen Flüssen
 
Hier Kommentare von ein paar Freunden:
 
„Ich war im Bus, als es richtig heftig angefangen hat zu regnen. Da ging gar nichts mehr voran. Wir sind in drei Stunden keine 10m weit gefahren. Dann bin ich ausgestiegen und nach Hause gelaufen. Alles war chaotisch. Wäre ich nicht ausgestiegen, hätte ich vermutlich die ganze Nacht im Bus verbracht.“

„Meine Mutter hat mich von der Arbeit aus angerufen, ob ich sie mit dem Auto abholen kann. Da hat es noch nicht so heftig geregnet. Ich bin dann nach Hause gelaufen, um das Auto zu holen. Schon auf dem Heimweg richte mir das Wasser bis über die Knöchel, ich wurde total nass. Zuhause habe ich mich umgezogen und bin losgefahren. Aber schon nach fünf Minuten ging gar nichts mehr. Die Straße glich einem Fluss und vor mir hat es ein Auto einfach weggeschwemmt.“

„Den ganzen Tag war es richtig schönes Wetter.(Das ist während der Regenzeit hier in Arequipa normal. Morgens ist es schön und gegen Nachmittag oder Abend zieht es zu und beginnt zu regnen.) Ich war im Zentrum und wollte gerade nach Hause laufen, als ich bemerkte, dass es anfängt zu tropfnen. Das war um kurz vor fünf. Ich habe beschlossen, noch etwas zu warten. Aber es hörte nicht auf – im Gegenteil: Gegen halb 6 wurde der Regen auf einmal richtig stark. Jedoch wusste natürlich keiner, was für Auswirkungen er haben wird. Ich habe beschlossen, noch etwas zu warten – es wird schon wieder weniger werden oder sogar aufhören. Doch da habe ich mich getäuscht. Es wurde nicht weniger, es regnete stundenlang und richtig, richtig stark.“

 
Die Bilanz:
In der ganzen Stadt sind die Auswirkungen noch deutlich zu spüren:
Mein Nachbar ist seit Tagen damit beschäftigt, den Gehweg vor seinem Haus zu erhöhen. Er hat eine Garage im Keller und der Gehweg vor der Einfahrt war abgesenkt. So konnte das Wasser leichter eindringen und die Garage war bis knapp unter die Decke voller Wasser.
Überall liegen Sandsäcke und täglich sind Straßen wegen Aufräum- und Reparaturarbeiten gesperrt.
Fast alle Straßen sind beschädigt. In manchen ist der Asphalt nur teilweise weggebrochen, sodass man sie zwar befahren kann, es aber viele Schlaglöcher hat. Das ist sehr gefährlich und führt teilweise sogar zu Unfällen.
In anderen Straßen ist der ganze Asphalt weg, sodass die Straße einer ungeteerten Schotterpiste gleicht, aber auch diese Straßen sind befahrbar.
Nun zum schlimmsten Fall: Manche Straßen sind einfach weggebrochen. So z.B. die Avenida Venezuela, keine 5 Gehminuten von meinem Haus entfernt. 500m dieser Straße sind zerstört, die Reparaturarbeiten werden ca. 90 Mio. Soles (ca. 30 Mio. Euro) kosten. Wenn man die Luftaufnahmen betrachtet, sieht es aus, als wäre die Stadt in zwei Teile geteilt. So titelte eine Zeitung auch: „Ciudad blanca partida en dos“ (Die weiße Stadt [Arequipa] ist in zwei Teile geteilt).
 
"ciudad blanca partida en dos" - Arequipa in zwei Teile geteilt
die Avenida Venezuela ganz in der Nähe meines Hauses
durch wegbrechende Straßen sind Autos abgestürzt
 
Der Schaden beläuft sich Schätzungen zufolge insgesamt auf über 150 Mio. Soles (50 Mio. Euro). Davon abgesehen gibt es immense immaterielle Schäden: Es gibt 6 Tote. Wenn Wasser in die Häuser eingedrungen ist, hat es dort einiges zerstört und außerdem sind ganze Häuser unbewohnbar, da sie vom Wasser unterspült wurden und deshalb fast schweben. Auch deswegen ist die Angst vor einem Erdbeben oder einem „temblor“ (schwaches Erdbeben) gerade sehr hoch.

Bei mir zuhause ist zum Glück nichts passiert. In mein Zimmer ist gar kein Wasser eingedrungen, in die anderen Zimmer und die Wohnung meiner Gastfamilie nur sehr wenig.

Hoffentlich war das der stärkste Regen dieser Regenzeit. Momentan sieht es wettertechnisch ganz gut aus. Es hat seit mehreren Tagen nichtmehr geregnet, sodass die Aufräumarbeiten vorangehen.

Hier zwei youtube-Videos, die zeigen, wie es am Tag danach in Arequipa aussah (ich hoffe, GEMA macht mit):


(Das Kleingedruckte: Da ich selbst nicht in Arequipa war, habe ich für euch Bilder im Internet gesucht. Hier die Quellen, damit auch alles mit rechten Dingen zugeht – für mehr Bilder einfach „lluvias Arequipa 2013“ in google suchen)

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